Nie haben Gemeindewahlen soviel Aufmerksamkeit erregt wie in den letzten Tagen in Südafrika, so dass selbst CNN häufiger den Fokus von deren Häuptlingskandidaten abwenden musste. Doch drehen wir das Rad der Zeit ein wenig zurück …
Südafrika vor den Wahlen, kein schönes Bild! Der einstig führende Wirtschaftsgigant des afrikanischen Kontinents krebst – inzwischen von Nigeria und Ägypten überholt – mit wirtschaftlichem Nullwachstum vor sich hin, während die politischen Führungskader nur mit aufwändigen Reisen, rauschenden Festen und Veruntreuungsskandalen von sich reden machen. Ihr glatzköpfiger Oberhäuptling und Dauer-Kicherer, nicht direkt sondern von der Führungspartei des Landes gewählt, hat schon lange alle Glaubwürdigkeit verloren, ist Gegenstand zahlreicher Korruptions- und Strafverfahren und wurde sogar jüngst vom Verfassungsgericht gerüffelt, dass die letzten 11 Anklagen gegen ihn verfassungsgemäß waren und er sich diesen stellen muss. Der Angesprochene kichert nur und erhebt den Stinkefinger … medienwirksam? Vielleicht? Abschreckend für die Wähler? Auf keinen Fall!
Südafrika kämpft mit 26.6% Arbeitslosigkeit, 0% Wachstum des Bruttosozialprodukts, gut 10% gewerblichen Zinsen und einem Ausbildungsniveau im Land, das ihm in Mathematik und Physik im Vergleich mit allen anderen Nationen vom Weltwirtschaftsforum („WEF“) die rote Laterne überreichen ließ. In den Zeitungen liest man von Schulbüchern auf Müllkippen, Schulen ohne Strom und Wasser und von Lehrern, die lieber daheim „Isidingo“ schauen als zum Unterricht zu erscheinen. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein um den roten Faden zu erkennen, die Führungsriege des ANC, ehemals Befreiungspartei jetzt nur noch Krebsgeschwür am Kap, hat kein Interesse an einer intelligenten Wählerschaft, denn intelligente Bürger lassen sich nicht mit einem T-Shirt und einem Hot Dog („Boerie Roll“) das hart erkämpfte und verfassungsrechtlich garantierte demokratische Wahlrecht abkaufen.
Anders doch leider die Realität: Die Gemeinden des Landes werden neu gewählt und der Wahlkampf lässt bereits vermuten, was später – zumindest teilweise – bittere Realität wird: Je ländlicher die Gemeinde, desto mehr Stimmen für den ANC. Was von einigen Außenstehenden – inhaltlich zutreffend aber dennoch den Kern nicht treffend – mit „Stockholm Syndrom“ erläutert wird, nach dem Inhaftierte und Entführte sich in Ihre Wärter verlieben, ist nichts anderes als eine politische Neuauflage des Rattenfänger von Hameln … und davon gab es diesmal sogar zwei!
Der erste ist erfahren in Demagogik, sitzt seit sieben Jahren im Führungssattel und beschäftigt sich hauptsächlich mit legaler Vielweiberei und regelmäßigem Durchzählen seiner dutzenden biologischen Ableger, die entweder gerade auf Staatskosten durchgefüttert werden oder aber Minenarbeiter gehaltslos ausbeuten während sie in den feinen Clubs Johannesburg teure Zigarren rauchen und dazu hundert Jahre alten Cognac trinken.
Der andere gehörte früher einmal zur selben Partei, wurde aber rausgeworfen, weil er in dieser Partei Unfrieden stiftete. Rache ist süß und auf dem Rücken der Dümmsten aller Dummen mit modernster Demagogik und Theater ausgefallen roter Kostüme, zog Julius, der gern schon Cäsar wäre, aus um seiner alten Heimat die Ratten abzujagen.
Vorhang auf zur letzten Vorstellung vor der Öffnung der Wahllokale und siehe da, ANC und DA, Regierungspartei und stärkste Oppositionspartei, laden beide nach Soweto ins Stadium ein. Ein volles Stadium für die DA wurde tags darauf mit zwei vollen Stadien des ANC beantwortet, im DA Stadium sang man die Nationalhymne und sprach von „Change“, dem dringenden politischen Wechsel. In den Nachbarstadien sprach man auch von „Change“ meinte aber damit Staatsgelder, die noch darauf warten veruntreut zu werden und sang dazu „Umshini Wami“, was übersetzt soviel wie „Bring mir mein Maschinengewehr“ heißt, dazu der Präsident der Republik mit seinem Repertoire, das er am besten beherrscht: Singen und Tanzen!
*3. August 2016*: E-Day – Tag der Wahlen! Zwar wehen Stürme ein paar Wahlzelte hinaus aufs Meer vor Durban und ein junger Helfer erliegt einem Herzinfarkt, aber sonst sorgt die IEC, die Unabhängige Wahlkommission, für friedliche Wahlen, die gerade dort wo Busladungen voll Ahnungsloser dazu verdonnert wurde ihr Kreuz beim ANC gegen eine Wurst einzutauschen nicht wirklich frei und geheim waren!
*6. August 2016*: T-Day – Tag der Wahrheit! 15 Millionen Stimmen wurden aus dem Kreis der 26 Millionen Wahlberechtigen (57.76%) abgegeben, davon waren lediglich 276 000 Stimmen ungültig. Nach drei Tagen war es gewiss, das Kasperletheater des ANC hat satte Konsequenzen, die Wirtschaft sieht nicht mehr zu und will auch keinen gackernden Präsidenten mehr tanzen sehen. Der ANC fällt in der Gunst der überwiegend bestochenen Wähler von 63% auf 54,5%, die DA steigt von 24% auf 27% und der neue Rattenfänger bringt die EFF auf 8.5%.
Das klingt nicht besonders nach einer Wende im großen Stil, aber der Teufel steckt im Detail der Wahlbezirke, denn während man auf dem Land wurst-mampfend und mit neuem T-Shirt das Kreuz wieder beim ANC machte, ähnlich wie beim BREXIT ohne Gedanken an die Konsequenzen, sind das Westliche Kap mit Kapstadt, die Wirtschaftszentren Koega und Nelson Mandela Bay im Ost-Kap und die Hauptstadt Pretoria im Bezirk Tshwane nunmehr in der Hand der DA. Johannesburg durfte bis zur letzten Minute auf Erlösung hoffen, doch der ANC verlor am Ende mit 44.8% „nur“ 15%, während die DA von 34% auf 39% zulegte. Gewinner ist Julius Malema mit 11%.
h3. Quo Vadis Südafrika?
Auch dem letzten Regierungsbetrüger, Vetternwirtschaftler und faulem Politgeschwür in der Regierungspartei ist nun klar, dass man auch verlieren kann. Dennoch winken ihnen nochmal drei fette Jahre bis es national an die Urne geht und das Geld für Würstchen und T-Shirts wird man schon auftreiben. Für die DA heißt es nicht aufgeben und zunächst die Hauptstadt und Umgebung aufzuräumen, aber nicht allein, denn die mehr als knappe Mehrheit bedeutete hier leider keine absolute. Das Thema Koalitionspartner ist in aller Munde, ein Konzept, das in Afrika noch nie aufgegangen ist, nicht einmal in den jüngsten Versuchen in Kenia und Lesotho. Dazu kommt, dass es für die DA nur zwei Alternativen gibt: eine große Koalition mit dem ANC oder aber mit der EFF, ein Koalitionspartner, wie er nicht verschiedener als die DA sein könnte.
Die kommenden Wochen werden spannend, wir holen tief Luft und ducken uns vor der drohenden Abwertung der Kreditwürdigkeit Südafrikas, schauen den clowns.co.za weiter im Parlament zu und die, die nicht in Kapstadt, Mandela Bay oder Tshwane wohnen hoffen, dass sie die nächsten drei Jahre Wasser und Strom haben!